Die Haltung entscheidet über den Social-Intranet-Erfolg

In einem Intranet-Projekt werden Haltungen sichtbar. Haltungserweiterung kann die Kulturentwicklung forcieren und die Intranet-Nutzungsstatistik erhöhen.

Wenn sich die Idee von einem Social Intranet im Unternehmen verbreitet, hören wir oft Sätze wie „Die Leute sollen arbeiten und nicht im Intranet daddeln“, „Bringt uns die Plattform eine Kosteneinsparung?“ oder „Das ist unsere Chance, die interne Kommunikation anzukurbeln“.

Was in solchen Aussagen hörbar ist, ist die Haltung. Je nach Haltung begegnen wir Neuem mit unterschiedlichen Denkweisen. Diese verändern sich im Laufe der Zeit. Am Anfang sind wir mit neuen Dingen oftmals überfordert und reifen dann in neue Rollen, die auch unsere Haltung erweitern, wie die folgende Abbildung zeigt. Auch bei der Social-Intranet-Einführung können wir das beobachten.

 

Die innere Haltung erkennen

Das Buch „Haltung entscheidet“ von Martin Permantier war Inspiration für unsere Übersicht „Intranet und Haltung“, die man sich hier herunterladen kann.

Die folgende Übersicht zeigt, welche haltungstypischen Aussagen auf welche Haltung der Mitarbeitenden und Führungskräfte zur Intranet-Einführung schließen lassen – vom Umgang mit Privatem im Intranet über die Transparenz bis zu den Nutzungsbedingungen.

Mit diesen Erkenntnissen können wir als Intranet-Verantwortliche arbeiten. Ein Team, dessen Mitglieder beispielsweise noch überwiegend im Konkurrenzmodus sind, wird den Wissensaustausch in einer Community eher nicht vorantreiben. Hier sollten wir erst emotionale Referenzerlebnisse für die Nutzer:innen schaffen, die die Vorteile einer engeren Zusammenarbeit sichtbar machen. Ein Intranet-Start braucht also eine bestimmte Reife, damit Austausch, Teilen, wertschätzende Kommunikation usw. stattfinden können und die Software vollumfänglich genutzt wird.

 

Die innere Haltung durch Angebote erweitern

Ein aktives Mittun beim Intranet-Projekt und die Nutzung der Plattform selbst können wiederum selbst eine Haltungserweiterung fördern, die auch auf andere Bereiche in der Organisation positiv ausstrahlt. Viele Projekte haben gezeigt: Ein Social Intranet ist erfolgreicher, wenn wir uns nicht nur um Strukturen und Prozesse bemühen, sondern auch Maßnahmen zur Selbst-, Team- und Kulturentwicklung anbieten.

Fünf Maßnahmen, die eine Haltungserweiterung während einer Social-Intranet-Einführung fördern:

  1. Nutzer:innen einbeziehen
    Die aktive Auseinandersetzung mit Neuem fördert generell eine Reifung. Deshalb ist es gut, viele zukünftige Nutzer:innen bereits in das Projektgeschehen vor dem Launch einzubeziehen. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, es sei besser, als Projektteam möglichst viel allein zu machen, damit andere nicht „belastet“ werden.
  2. Informelle Kommunikation
    Die informelle Kommunikation ist der Kulturträger. Innere Haltung wird im Denken und in der Sprache sichtbar. Wenn wir also informelle Kommunikation fördern, fördern wir eine Selbst- und Kulturentwicklung. Projektteams können beim Bau des Intranets auf Features setzen, die zur informellen Kommunikation einladen.
  3. Rollenübernahme
    Die Übernahme von Rollenverantwortung ist ein Entwicklungsbeschleuniger. Rollen, die bei der Social-Intranet-Einführung besetzt werden können, sind z.B. Community-Manager:in oder Redakteur:in.
  4. Reflexion
    Um die Haltung in sich selbst und anderen wahrzunehmen, ist die Reflexion der eigenen Haltung zentral. In alle Meetings, Workshops, Trainings oder Treffen können wir Reflexionsangebote einbauen.
  5. Coaching
    Ein projektbegleitendes Coaching der Führungskräfte und des Projektteams und die enge Betreuung der Communitys beim Start setzen Impulse für Veränderungen und Haltungserweiterung.

Von der Theorie zur Praxis: Haltung bei der AWO Unterfranken

Die AWO Unterfranken ist bei der Einführung des COYO-Intranets „AWORLD“ mit Steffi Gröscho von perlrot gemeinsam gewachsen. Viele der künftigen 2.900 Nutzer:innen wurden in Anforderungsworkshops eingebunden. Während 20 Redakteur*innen co-kreativ für die architektonische und inhaltliche Gestaltung der AWORLD sorgten, erprobten 50 Community-Manager*innen das Arbeiten in digitalen Teams und tauschten sich im monatlichen Community-Manager-Café zu ihrer Lernreise aus.

Alle Führungshierarchien erarbeiteten Positionen zu Leitplanken, zum digitalen Führen oder zu einer verbesserten Kommunikation. Wichtige Impulse setzten wir zum Thema „Haltungserweiterung“: Wie können wir das Intranet nutzen, um die gewünschte Kommunikation mehr zu aktivieren? Was könnten wir weniger machen? Was könnten wir verstärken?

 

 

145 von 200 Führungskräften waren bereits vor dem Launch Abonnenten des Infokanals und verfolgten dort auch die Serie „Intranet und Haltung“. In den monatlichen Führungskräfte-Workouts werden haltungserweiternd Themen besprochen, die in den AWO-Einrichtungen aufkommen.

Derzeit wird z. B. gerade diskutiert, ob die Kolleg:innen ohne Bildschirmarbeitsplatz während der Arbeitszeit mit ihrem Smartphone die AWORLD nutzen dürfen. Auf der einen Seite fördert die AWORLD die Bindung zu den Kolleg:innen, der Einrichtung, dem Verband. Auf der anderen Seite muss die Arbeitszeit den Bewohner:innen/Klient:innen gehören. In einigen Einrichtungen gibt es aus diesem Grund noch ein Smartphoneverbot. Was ist unsere Haltung dazu: mehr Kontrolle/Einschränkung oder mehr Freiheit/Vertrauen?

 

 

Im Projektrückblick betrachtet, hat das Arbeiten an Tools und Prozessen und formalen Strukturen eine hohe Sichtbarkeit gebracht. Den meisten Einfluss auf die Organisationsentwicklung spüren die Projektverantwortlichen aber durch die informelle Kommunikation und die Haltungserweiterung.

Die Entscheidung, das Thema Haltungserweiterung mit dem Social-Intranet-Projekt zu koppeln, hat übrigens nicht unbedingt Auswirkungen auf das Budget. Den entscheidenden Unterschied macht die innere Reife des Projektteams, der Entscheider:innen und nicht zuletzt der unterstützenden Dienstleister*innen. Denn Haltung entscheidet – auch in Social-Intranet-Projekten.

Take-aways

  1. Ein Social Intranet braucht einerseits eine erweiterte Haltung (Kooperation), damit sein Potenzial genutzt wird. Andererseits fördert die Intranet-Einführung und -Nutzung die Erweiterung der Haltung.
  2. Haltung entscheidet – auch in Social-Intranet-Projekten. Haltung macht den entscheidenden Unterschied bei Nutzungsstatistiken und bei der Kommunikations- bzw. Zusammenarbeitskultur.
  3. Die Übersicht zum Erkennen der inneren Haltung bei Intranet-Projekten kann man sich hier herunterladen. Sie hilft, Projektmaßnahmen maßgeschneidert auf die Zielgruppen abzustimmen.